Wie deine Kleingruppenzeit für jeden zu einem Gewinn wird
Es ist Sonntag. Kleingruppenzeit.
Die sechs Kinder aus deiner Kleingruppe sitzen um dich herum.
Du hast deine Bibel und deinen Notizzettel parat.
Nichts kann dich aufhalten.
Du bist ein Kleingruppenleiter.
Du wirst mit den Kindern das beste Gespräch ihres Lebens haben.
Du wirst alle Fragen durchgehen und jedes Kind wird antworten.
Du bist ein guter Kleingruppenleiter.
Eure gemeinsame Zeit wird genial werden!
Doch dann… es kommt alles ganz anders…
Du bist enttäuscht.
Du gestehst dir ein, dass das die reinste Katastrophe war.
Vielleicht kommst du zu der Überzeugung, dass du der schlechteste Kleingruppenleiter der Welt bist.
Sind deine Erwartungen denn so falsch und unrealistisch gewesen?
Die folgende 70/30 Regel bietet dir eine Hilfe, deine Kleingruppe nach einem anderen Maßstab so vorzubereiten, sodass eure gemeinsame Zeit für alle zu einem Gewinn wird.
Die 70/30 Regel
Das Ziel ist es, dass du schaffst, dich mit den Kindern für 30% der Kleingruppenzeit mit dem Thema des Sonntags zu beschäftigen. Wenn du das hinbekommst, ist eure gemeinsame Zeit ein Erfolg!
Vielleicht hört sich die Zahl für dich sehr niedrig an. Doch vergiss nicht, wir reden hier immerhin von Kindern.
In den anderen 70% der Zeit geht es darum, dass ihr einfach Spaß miteinander habt.
Das erste Ziel ist es also, zu schaffen, dass ihr 30% der Zeit über das Thema redet. Das zweite Ziel ist es, für die anderen 70% Gesprächsanregungen, kreatives Material oder Spiele parat zu haben. Du kannst die Kinder in dieser Zeit über alles reden lassen, was sie wollen. Du kannst die Kinder kreativ werden lassen und z.B. mit ihnen basteln oder du kannst sie sich einfach austoben lassen und Spiele mit ihnen spielen.
Der Gedanke hierbei ist: Wenn die Kinder als Gruppe über irgendetwas reden, gemeinsam basteln oder spielen, bauen sie Beziehung zueinander – und das ist ein Gewinn!
Die 70/30 Regel bietet eine praktische Hilfe, an der du deine Kleingruppenzeit effektiv messen kannst. Leite deine Kinder in bewusst vorbereitete Gesprächsthemen, aber sei auch darauf vorbreitet, dass ihr nicht die ganze Zeit über beim Thema bleiben werdet – und das ist okay so! Wenn du es schaffst, dass ihr 30% der Zeit beim Thema bleibt, ist es ein Erfolg!
Vielleicht wird diese Methode bei dir nicht ganz funktionieren. Was bei dem einen funktioniert, funktioniert nicht unbedingt bei jedem anderen auch. Der Punkt ist aber, dass du als Kleingruppenleiter nicht versagt hast, wenn ihr nicht 100% der Zeit beim Thema bleibt. Denn in Kleingruppen geht es um Beziehung! Manchmal werden sich eure Beziehungen zueinander vertiefen, während ihr mitten in einem heißen Gespräch über den Glauben steckt. Doch manchmal werden sich eure Beziehungen auch vertiefen, während ihr euch gerade über irgendein anderes Thema austauscht, das die Kinder gerade beschäftigt. Oder aber die Beziehungen wachsen, während ihr in einem gemeinsamen Bastelprojekt vertieft seid oder bei einem wilden Spiel durch den ganzen Raum tobt.
Finde deine eigene 70/30 Regel. Finde für euch einen passenden Ausgleich zwischen Gespräch über Gott und Gespräch oder Aktivität zu was auch immer die Kinder gerade interessiert und dazu, was ihnen am meisten Spaß macht.
Dieser Beitrag ist inspiriert von folgendem Blogbeitrag von leadsmall (die Kleingruppenarbeit von Orange): http://leadsmall.org/students/the-7030-rule/ [letzter Zugriff: 16.01.2018]
Anmerkungen zur 70/30 Regel:
Diese Methode setzt voraus, dass das Hauptziel deiner Kleingruppe Beziehung ist. D.h. dass sowohl du zu den Kindern Beziehung baust, als auch die Kinder untereinander.
Ob deine Kleingruppe dies zum Ziel hat, hängt von der Struktur deiner Kinderkirche ab. Es hängt damit zusammen, wie groß deine Kinderkirche ist und wie viel Zeit ihr generell für welchen Programmpunkt nutzt.
Dennoch finde ich, dass diese Methode einen sehr wichtigen Aspekt deutlich macht: Wir können Kinder nur prägen, wenn wir eine Beziehung zu ihnen haben. Außerdem kommen Kinder viel lieber in die Kinderkirche (und bleiben mit zunehmendem Alter auch viel wahrscheinlicher ein Teil der Gemeinde), wenn sie Freundschaften zu anderen Kindern und Erwachsenen in der Gemeinde haben. Deshalb sollten wir uns als Kindermitarbeiter unbedingt Gedanken darüber machen, wo in unserem Programm Raum für Beziehungen ist. Wo ist bei euch die Zeit für Beziehungen?
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Verfasser:
Nora Wendt
Studiert am Theologischen Seminar Beröa und leitet die Kinderkirche der FCG Frankfurt.